Die 7 Grundprinzipien von PRINCE2 erklärt

Die 7 Grundprinzipien von PRINCE2 erklärt – Projektmanagement-Methoden gibt es viele – doch nur wenige sind so etabliert wie PRINCE2. Seit Jahren gilt PRINCE2 als eine der führenden, prozessbasierten Methoden für Projekte jeder Größe und Branche. Entscheidend für den Erfolg nach PRINCE2 sind die sieben Grundprinzipien. Sie sind das Herzstück des Frameworks und stellen sicher, dass Projekte flexibel, kontrollierbar und nachvollziehbar gesteuert werden. In diesem Fachartikel erfahren Sie, wie die sieben Prinzipien im Detail aussehen, welche Rolle sie im Projektalltag spielen und warum sie jedes PRINCE2-Projekt erfolgreich machen.

Die 7 Grundprinzipien von PRINCE2 erklärt
Die 7 Grundprinzipien von PRINCE2 erklärt

Was ist PRINCE2?

PRINCE2 steht für „Projects in Controlled Environments“ und wurde erstmals 1989 im Vereinigten Königreich entwickelt. Mittlerweile ist es international als Best-Practice-Ansatz im Projektmanagement anerkannt. Die Methodik setzt auf eine klare Struktur, eindeutige Rollenverteilungen und einen kontinuierlichen Fokus auf den Geschäftsnutzen. Während der Lebenszyklus eines Projekts durch sogenannte Prozesse definiert wird, bilden die sieben Grundprinzipien das verbindliche Fundament sämtlicher PRINCE2-Projekte.

Die sieben Grundprinzipien im Überblick

Jedes PRINCE2-Projekt basiert auf den folgenden sieben Prinzipien:

  1. Fortlaufende geschäftliche Rechtfertigung
  2. Lernen aus Erfahrungen
  3. Definierte Rollen und Verantwortlichkeiten
  4. Steuern über Managementphasen
  5. Steuern nach dem Ausnahmeprinzip
  6. Fokussieren auf Produkte
  7. Anpassen an das Projektumfeld

Im Folgenden werden diese Prinzipien ausführlich erklärt und praxisnah eingeordnet.


1. Fortlaufende geschäftliche Rechtfertigung

Ein PRINCE2-Projekt startet nie ohne eine klare geschäftliche Motivation. Doch es genügt nicht, zu Projektbeginn einen Business Case zu formulieren. Vielmehr verlangt PRINCE2, dass dieser Nutzen kontinuierlich überprüft wird. Falls das Projekt den erwarteten Mehrwert nicht mehr liefern kann, wird es gestoppt – auch wenn bereits viel Arbeit investiert wurde. Diese Konsequenz sichert knappe Ressourcen und verhindert, dass Projekte an den eigentlichen Zielen vorbeilaufen. Nur Projekte mit geschäftlichem Mehrwert werden so nach PRINCE2 zu Ende geführt.

Praktische Anwendung:
Regelmäßige Review-Meetings, in denen der Business Case überprüft und aktualisiert wird, sind ein wichtiger Bestandteil. Auf diese Weise bleiben Team und Management stetig auf Kurs, während sich Geschäftsziele und Marktbedingungen ändern können.

2. Lernen aus Erfahrungen

Während viele Projektmanager aus ihren Fehlern lernen möchten, fordert PRINCE2, dass Lehren systematisch festgehalten und genutzt werden. Gleich zu Beginn eines Projekts analysieren alle Beteiligten, welche Erkenntnisse aus vergangenen Projekten relevant sind. Während des Projektverlaufs werden neue Erfahrungen dokumentiert, sodass das Team seine Arbeitsweise stetig verbessern kann. Dieses Prinzip sorgt dafür, dass das Rad nicht bei jedem neuen Projekt neu erfunden werden muss.

Praxisbeispiel:
Lessons Learned werden in jeder Phase dokumentiert und fließen als fester Bestandteil in die Projektarbeit ein. Durch die gezielte Weitergabe von Erfahrungswissen innerhalb des Teams können typische Fehler vermieden und die Projektqualität gesteigert werden.

3. Definierte Rollen und Verantwortlichkeiten

Ohne klare Rollendefinitionen scheitern Projekte unnötig oft, da Aufgaben doppelt bearbeitet oder schlicht übersehen werden. In PRINCE2 ist für jede Rolle – vom Auftraggeber bis zum Lieferanten – eindeutig geregelt, wer worüber entscheidet, welche Verantwortung trägt und wie viel Befugnis er oder sie besitzt. Dadurch steigen die Klarheit und Verbindlichkeit in der Zusammenarbeit, was wiederum zu weniger Missverständnissen und effizienteren Abläufen führt.

Wichtige Rollen in PRINCE2:

Ohne nicht eindeutig benannte Verantwortlichkeiten entstehen häufig Konflikte oder Leerstellen im Prozess. Klar definierte Rollen verhindern das.

4. Steuern über Managementphasen

PRINCE2 zerteilt jedes Projekt in eindeutig definierte Phasen, die immer mit einem Management-Review abschließen. Am Ende jeder Phase entscheidet das Management, ob das Projekt wie geplant fortgeführt wird. So bleibt die Kontrolle beim Management, während das Team innerhalb einer Phase eigenständig arbeitet. Diese Unterteilung sorgt nicht nur für Übersicht, sondern ermöglicht auch frühzeitiges Reagieren auf Veränderungen. Darüber hinaus erlaubt sie flexible Anpassungen, ohne das Projekt grundlegend neu ausrichten zu müssen.

Beispiel aus der Praxis:
Nach Abschluss der Initiierungsphase folgt eine Bewertung durch das Lenkungsgremium. Erst nach Freigabe startet die nächste Phase. Dieses Vorgehen sichert, dass Ressourcen nur für Projekte mit echter Erfolgschance und Nutzen eingesetzt werden.

5. Steuern nach dem Ausnahmeprinzip

Während andere Methoden möglicherweise zu Mikromanagement führen, setzt PRINCE2 auf Steuerung nach dem Ausnahmeprinzip. Das bedeutet, dass das Projektteam innerhalb vordefinierter Toleranzen selbstständig Entscheidungen treffen kann. Nur wenn Abweichungen außerhalb dieser Grenzen auftreten, greift das Management ein. Auf diese Weise werden Entscheidungswege verkürzt und die Eigenverantwortung des Teams gestärkt, mindestens genauso wichtig bleibt aber die Kontrolle durch die Leitung jederzeit bestehen.

Typische Toleranzarten:

Diese klare Struktur spart Zeit im Alltag, da nicht jede kleine Veränderung eskaliert werden muss.

6. Fokussieren auf Produkte

PRINCE2 ist ergebnisorientiert – das Endprodukt steht immer im Mittelpunkt. Bereits zu Projektbeginn werden die zu liefernden Produkte und ihre Qualitätskriterien exakt festgelegt. Anstatt lediglich Aktivitäten und Aufgaben zu planen, stehen die Ergebnisse und deren Qualität im Fokus. Dieses Prinzip stellt sicher, dass das Projektteam zielgerichtet auf die vereinbarten Ergebnisse hinarbeitet und Ressourcen optimal eingesetzt werden.

Produktbeschreibungen als Basis:
Zu jedem Projektergebnis gibt es detaillierte Produktbeschreibungen, die Anforderungen, Standards und Abnahmekriterien transparent machen. Das hilft allen Beteiligten, den Überblick zu behalten und gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten, besonders wenn verschiedene Teams beteiligt sind.

7. Anpassen an das Projektumfeld

Projekte unterscheiden sich, daher muss auch PRINCE2 flexibel angewendet werden. Die Methode gibt zwar einen verbindlichen Rahmen vor, sie muss aber an die jeweilige Größe, Komplexität und Kultur des Unternehmens angepasst werden. Das betrifft Umfang, Detailtiefe und Dokumentationsgrad. Nur so bleibt PRINCE2 in der Praxis effektiv und fördert ein erfolgreiches Projektergebnis.

Individualisierungsmöglichkeiten:
Die Methodik erlaubt es, Prozesse und Dokumentationsanforderungen auf die jeweilige Projektsituation zuzuschneiden. Für kleine, agile Projekte kann PRINCE2 „light“ genutzt werden, während Großprojekte von einer umfangreicheren Dokumentation profitieren.


Wie die Prinzipien im Projektalltag greifen

Ein systematischer Blick auf den Projektalltag verdeutlicht, warum PRINCE2 seine Prinzipien als verbindlich sieht:

Tipps für die praktische Umsetzung

Um PRINCE2 erfolgreich anzuwenden, sollten Sie diese Grundsätze in jeden Projektschritt integrieren. Überlegen Sie beispielsweise zu Beginn jedes Projekts, wie eine kontinuierliche geschäftliche Rechtfertigung sichergestellt werden kann, erstellen Sie für jedes Produkt eine exakte Beschreibung und führen Sie regelmäßige Reviews durch, in denen Erfahrungen und Risiken besprochen werden. Außerdem lohnt sich der Austausch mit erfahrenen PRINCE2-Anwendern, weil sie viele Best Practices einbringen können, die erfahrungsgemäß in der Praxis leichter umsetzbar sind.


Fazit Die 7 Grundprinzipien von PRINCE2 erklärt: Die Kraft der Prinzipien für nachhaltigen Projekterfolg

Die sieben Grundprinzipien von PRINCE2 sind keine abstrakten Theoriebausteine, sondern gelebte Praxis für effizientes und erfolgreiches Projektmanagement. Wer sie konsequent anwendet, schafft Klarheit, minimiert Risiken und fördert die kontinuierliche Verbesserung im eigenen Unternehmen. Da PRINCE2 stets auf Anpassungsfähigkeit und den tatsächlichen Nutzwert setzt, bleibt die Methode relevant – unabhängig vom Projekt, der Branche oder der Unternehmensgröße.

Nicht zuletzt leben erfolgreiche Organisationen diese Prinzipien aktiv vor – und stellen damit sicher, dass ihr Projektmanagement nicht nur nach außen professionell wirkt, sondern wirklich messbare Mehrwerte schafft. Wer sich näher mit PRINCE2 beschäftigt, gewinnt sowohl bewährte Methoden als auch Orientierung und Sicherheit für die alltäglichen Herausforderungen moderner Projektarbeit.

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