HERMES 5 vs PRINCE2

HERMES 5 vs PRINCE2 – Projektmanagement ist längst nicht mehr auf einen bestimmten Sektor beschränkt, sondern bildet das Rückgrat erfolgreicher Vorhaben in Wirtschaft, Verwaltung und Non-Profit-Organisationen. Unternehmen stehen dabei häufig vor der Frage: Welche Methode passt am besten zu meinen Anforderungen? Besonders zwei Standards haben sich etabliert: HERMES 5, vor allem im deutschsprachigen Raum und hier insbesondere der Schweiz verbreitet, sowie PRINCE2, ein international hochgeachtetes und weitverbreitetes Framework. Doch was sind die Gemeinsamkeiten und was die entscheidenden Unterschiede? In diesem Fachartikel erhalten Sie einen strukturierten Vergleich, unterstützt durch Aufzählungen, praxisnahe Hinweise sowie Tiefenanalysen, damit Sie Projekte noch strukturierter und erfolgreicher umsetzen.

HERMES wurde ursprünglich von der Schweizer Bundesverwaltung entwickelt und 2013 grundlegend überarbeitet (“HERMES 5”). Obwohl der Ursprung im öffentlichen Sektor liegt, findet die Methode zunehmend Anklang in der Privatwirtschaft. Entscheidende Zielsetzung ist es, Projekte aller Art – insbesondere IT-, Organisations- und Geschäftsprojekte – in geordnete Bahnen zu lenken und mit einer klaren Rollenverteilung für Transparenz und Effizienz zu sorgen.

Ein zentrales Element von HERMES 5 ist der phasenorientierte Ansatz. Die Methode strukturiert Projekte in vier Phasen (Initialisierung, Konzept, Realisierung, Einführung), wobei verbindliche Meilensteine den Fortschritt sichern. Ergänzend dazu sorgt ein modulares Szenarienkonzept für Flexibilität, sodass sowohl kleine als auch große Projekte abgebildet werden können.

Die wichtigsten Kernelemente von HERMES 5:

Die Methode fördert systematisches Arbeiten, weil sie Verantwortlichkeiten exakt festlegt und Prozesse nachvollziehbar dokumentiert.

Beispiel:
Ein großer Schweizer Versicherungskonzern digitalisiert seine Kundenservices und entscheidet sich für HERMES 5. Da die Methode von vielen Behörden und Dienstleistern genutzt wird, klappt die Koordination mit externen Partnern reibungslos und gesetzliche Vorgaben werden erfüllt. Zudem sorgt die flexible Anpassbarkeit für schnelle Entscheidungen, weil klare Entscheidungs- und Genehmigungsprozesse definiert sind.

PRINCE2 wurde im Vereinigten Königreich für die öffentliche Verwaltung entwickelt, ist jedoch längst internationaler Industriestandard, der branchenübergreifend eingesetzt wird. Das Framework stellt den Projekterfolg durch Prinzipien, Prozesse und Themen sicher. Unternehmen schätzen PRINCE2, weil die Methode flexibel genug für Small-Business-Projekte und zugleich robust genug für internationale Vorhaben ist.

PRINCE2 setzt auf sieben Prinzipien, sieben Themenfelder und sieben Prozesse. Dadurch gibt es stets eine klare Struktur, während die Methode dennoch jederzeit an Organisation und Projekttyp anpassbar bleibt. Das zentrale Prinzip „kontinuierliche Rechtfertigung“ sorgt dafür, dass die Sinnhaftigkeit des Projekts in jeder Phase überprüft wird.

Die sieben Prinzipien von PRINCE2 im Überblick:

Einer der größten Vorteile von PRINCE2 ist die Skalierbarkeit. Projekte jeder Größe profitieren von der methodischen Tiefe; zugleich können nicht relevante Elemente flexibel angepasst oder weggelassen werden, damit das Vorgehen immer maßgeschneidert bleibt.

Beispiel:
Ein international aufgestelltes Maschinenbauunternehmen steuert mit PRINCE2 den Rollout einer neuen Produktionslinie in vier Ländern. Teams aus unterschiedlichen Zeitzonen und Kulturen arbeiten nach einheitlichen Standards zusammen, weil sie auf einen gemeinsamen Projektmanagement-Leitfaden zurückgreifen können. PRINCE2 erleichtert sowohl die sprachübergreifende Kommunikation als auch die Einhaltung globaler Compliance-Anforderungen.

Beide Methoden sind phasenbasiert aufgebaut, definieren klare Rollen und Verantwortlichkeiten und stellen strukturierte Prozesse für Planung, Umsetzung und Kontrolle sicher. Sie verfolgen einen methodischen Ansatz, der sich am internationalen “Best Practice”-Gedanken orientiert.

Während HERMES 5 besonders in der Schweiz als Standard für öffentliche Projekte gilt, ist PRINCE2 global verbreitet und überzeugt durch einen universellen Ansatz, der keine bestimmte Branche bevorzugt.

HERMES 5 ist in seiner Anwendung häufig stärker durchreglementiert, was Projektsicherheit schaffen kann. PRINCE2 hingegen fordert proaktiv Anpassbarkeit ein – Teams sollen das Framework aktiv auf die Bedürfnisse ihres Projekts zuschneiden.

Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist die Zertifizierung:

Während PRINCE2 aktiv Change- und Risikomanagement in den methodischen Aufbau integriert, setzt HERMES 5 stärker auf Prozesssicherheit und klare Abläufe. Durch die internationale Integration ist PRINCE2 besser darin, interkulturelle Faktoren und organisatorische Veränderungen zu adressieren.

HERMES 5

PRINCE2

Viele Unternehmen nutzen heute hybride Ansätze: Sie übertragen die Effizienz und Struktur von HERMES auf nationale Teilprojekte, während sie bei internationalen Initiativen auf die Anpassungsfähigkeit von PRINCE2 vertrauen. Das ist besonders dann sinnvoll, wenn unterschiedliche Stakeholder Ansprüche an Methoden und Standards erheben. Daher ist nicht ungewöhnlich, dass erfahrene Projektleiter beide Modelle kennen und je nach Rahmenbedingungen flexibel mischen.

Weder HERMES 5 noch PRINCE2 ist per se die bessere Methode – vielmehr kommt es auf den Kontext, die Zielgruppe und die organisatorischen Rahmenbedingungen an. Unternehmen sollten stets die eigenen Anforderungen analysieren und sowohl kulturelle als auch methodische Passgenauigkeit sicherstellen. Gerade die große Auswahl an Schulungsangeboten und Dokumentationen macht beide Methoden zum verlässlichen Begleiter in Projekten unterschiedlichster Art.

Empfehlung:
Nehmen Sie sich die Zeit, beide Ansätze in Grundzügen zu verstehen, denn so können Sie Trümpfe gezielt ausspielen und Ihr Projektteam optimal auf den Erfolg ausrichten.