INVEST Kriterien – E wie Estimable

INVEST Kriterien – E wie Estimable – Im agilen Umfeld, insbesondere im Kontext von Scrum und Kanban, sind die INVEST-Kriterien eines der verlässlichsten Werkzeuge zur Beschreibung und Bewertung von User Stories. Sie stellen sicher, dass Anforderungen so formuliert sind, dass sie für alle Beteiligten verständlich, umsetzbar und vor allem planbar bleiben. Während alle Aspekte dieses Akronyms – Independent, Negotiable, Valuable, Estimable, Small, Testable – essenziell sind, möchten wir den Fokus in diesem ausführlichen Fachartikel auf das „E“ für Estimable legen. Lesen Sie, aus welchen Gründen die Schätzbarkeit den Projekterfolg maßgeblich beeinflusst, wie sich Estimability konkret erreichen lässt und welche Stolpersteine es zu berücksichtigen gilt.

INVEST Kriterien - E wie Estimable
INVEST Kriterien – E wie Estimable

Was sind INVEST-Kriterien?

Um den Wert und die Rolle der Estimability zu verstehen, ist zunächst ein kurzer Überblick über die INVEST-Kriterien hilfreich:

Durch die Anwendung der INVEST-Kriterien bleibt das Product Backlog sauber, handhabbar und aussagekräftig – was wiederum die Basis für eine effektive, vorhersehbare und wertschöpfende Entwicklung bildet.


Das E – Estimable: Mehr als nur Aufwand schätzen

Schätzbarkeit bedeutet im Kern, dass das Entwicklungsteam den Arbeitsaufwand, die Komplexität oder das Risiko einer User Story sinnvoll einschätzen kann. Im agilen Rahmen kommt der Schätzbarkeit eine zentrale Rolle zu, denn ohne eine grobe Aufwandseinschätzung wird die gesamte Sprint- und Release-Planung zum Glücksspiel.

Damit eine User Story wirklich estimierbar ist, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein:

Ohne diese Punkte sind zuverlässige Schätzungen schwierig bis unmöglich – und das wiederum führt früher oder später zu Unsicherheiten auf Projekt- und Stakeholderebene.


Warum ist Schätzbarkeit so wichtig?

Die Fähigkeit, User Stories sinnvoll zu schätzen, ermöglicht:

Eine schätzbare Story stärkt also den gesamten agilen Prozess, denn sie gibt Sicherheit auf mehreren Ebenen.


Voraussetzungen für schätzbare User Stories

Doch wie erreicht man, dass User Stories tatsächlich estimierbar sind? Es genügt nicht, einfach eine Anforderung ins Backlog einzustellen. Vielmehr ist ein methodisches Vorgehen nötig:

1. Klare und verständliche Anforderungen

Nur wenn jeder im Team genau nachvollziehen kann, was zu tun ist, ist eine sinnvolle Schätzung möglich. Vage Formulierungen oder technische Unklarheiten wirken hier als Effektivitätsbremse.

2. Eindeutige Akzeptanzkriterien

Bindeglieder zwischen Anforderung und Aufwand sind überschaubare, messbare Akzeptanzkriterien. Wenn diese unklar sind, sollten sie vor dem Planning geklärt werden.

3. Identifikation und Reduktion von Abhängigkeiten

Abhängigkeiten zu anderen Stories, Teams oder Systemen erschweren die Schätzung enorm. Wo immer möglich, sollten Sie Stories so schneiden, dass sie eigenständig umgesetzt werden können.

4. Gemeinsames Verständnis durch Kommunikation

Nur im Austausch während Refinements, Plannings oder Workshops entsteht das nötige gemeinsame Verständnis – auch für technische Tiefen, Stolpersteine und Unsicherheiten.


Leitfragen für schätzbare Stories

Überprüfen Sie den Estimable-Status Ihrer User Stories gezielt mit folgenden Leitfragen:

Wenn Sie auch nur eine dieser Fragen nicht klar mit „Ja“ beantworten können, ist eine weitere Verfeinerung oder Klärung notwendig.


Häufige Hindernisse und deren Lösung

Agile Teams stoßen immer wieder auf ähnliche Herausforderungen, die die Schätzbarkeit von User Stories beeinträchtigen können:


Praktische Tipps zur Steigerung der Schätzbarkeit

Im Arbeitsalltag haben sich folgende Maßnahmen bewährt, um Stories optimal für die Schätzung aufzubereiten:

1. Regelmäßiges Backlog Refinement

Durch kontinuierliches Veredeln werden Stories nicht nur besser verstanden, sie erhalten auch die Detailtiefe, die für verlässliche Schätzungen erforderlich ist. Nutzen Sie diese Meetings gezielt, um offene Fragen aus der Welt zu schaffen – das spart Zeit im Planning.

2. “Vertical Slicing“ komplexer Stories

Statt große Features monolithisch zu betrachten, teilen Sie sie entlang der Wertschöpfungskette („end-to-end“) in kleinere, unabhängige Stories. Dadurch entstehen Pakete, die nicht nur leichter abschätzbar, sondern auch schneller auslieferbar sind.

3. Gemeinsame Story-Erarbeitung

Binden Sie alle Beteiligten – Entwickler, QA, Designer, Product Owner – frühzeitig ein. Unterschiedliche Blickwinkel helfen, Lücken und Stolpersteine zu erkennen, die sonst spät zum Vorschein kommen würden.

4. Dokumentation offener Fragen und Annahmen

Listen Sie während des Refinements konsequent alle offenen Fragen und getroffenen Annahmen auf. So stellen Sie sicher, dass etwaige Unsicherheiten beim Schätzen sichtbar werden und geklärt werden können.

5. Frühzeitig Abhängigkeiten auflösen

Jede Story sollte nach Möglichkeit eigenständig umsetzbar sein. Werden Abhängigkeiten sichtbar, verschieben Sie die Story oder passen Sie sie an, damit sie isoliert bewertet werden kann.


Wie „Estimable“ die Teamarbeit fördert

Die Erfahrung zeigt, dass nur kontinuierlich gepflegte und estimierbare Stories für einen reibungslosen Sprintverlauf sorgen. Dadurch entstehen weitere Vorteile:


Fazit INVEST Kriterien – E wie Estimable: Estimable – mehr als eine Pflichtaufgabe

Oberflächlich betrachtet mag Schätzbarkeit wie eine formale Notwendigkeit klingen. Doch das „E“ der INVEST-Kriterien ist ein echter Mehrwertmotor: Mit schätzbaren User Stories stärken Sie Planungssicherheit, Teamdynamik und letztlich auch die Qualität und Schnelligkeit der Wertschöpfung in Ihren Projekten.

Setzen Sie auf ein Backlog, in dem durchdachte, verfeinerte und estimierbare Stories dominieren. Sie werden feststellen, wie viel effektiver und stressfreier die Arbeit im gesamten Team wird.

Betrachten Sie Schätzbarkeit niemals als lästige Pflicht, sondern als Investition in planbare Erfolge, kollaboratives Arbeiten und nachhaltigen Mehrwert!

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