LeSS Rollen, Events und Prinzipien

LeSS Rollen, Events und Prinzipien- Die agile Produktentwicklung stellt Unternehmen vor die Herausforderung, komplexe Themen effizient und skalierbar zu organisieren. Das Framework „Large Scale Scrum“ (LeSS) richtet sich gezielt an Organisationen, die Scrum nicht nur im kleinen Kreis eines Teams, sondern teamübergreifend einsetzen möchten. LeSS sorgt dabei für Klarheit, Transparenz und eine kontinuierliche Ausrichtung auf Kundennutzen. In diesem Artikel beleuchten wir praxisnah, welche Rollen, Events und Prinzipien LeSS von anderen Frameworks unterscheiden und wie sie für langfristigen Erfolg sorgen.

LeSS Rollen, Events und Prinzipien
LeSS Rollen, Events und Prinzipien

Was ist LeSS?

Large Scale Scrum (LeSS) ist eine Erweiterung von Scrum, die auf mehrere Teams angewendet wird, die gemeinsam an einem Produkt arbeiten. Im Gegensatz zu anderen Skalierungsmodellen liegt der Fokus klar auf der Vereinfachung: LeSS will zusätzlichen Overhead vermeiden, um die Vorteile von Scrum nicht zu verwässern. Die Framework-Architektur bleibt bewusst schlank, damit Teams schnell auf Veränderungen reagieren und Innovationen direkt aus der Zusammenarbeit entstehen können.

Die Entstehung und Weiterentwicklung von LeSS

LeSS wurde von Craig Larman und Bas Vodde entwickelt, zwei erfahrenen Experten im agilen Umfeld. Ihre langjährige Arbeit in internationalen Unternehmen zeigte, dass komplexe Strukturen und zusätzliche Rollen oft zu mehr Bürokratie führen, anstatt tatsächlich Mehrwert zu schaffen. Damit wurde LeSS konsequent aus der Praxis heraus gestaltet, wobei der Mehrwert immer im Vordergrund steht. Nicht die Einführung möglichst vieler Meetings oder zusätzlicher Hierarchien, sondern die Reduktion auf das Wesentliche ist ein zentrales Prinzip. Statt „Scrum by the book“ geht es bei LeSS darum, die Prinzipien zu leben – auch für größere Organisationen.

LeSS Rollen: Klare Verantwortung und Zusammenarbeit

LeSS übernimmt viele der bekannten Scrum-Rollen, erweitert sie jedoch durch teamübergreifende Perspektiven und Verantwortlichkeiten:

Product Owner

Der Product Owner ist weiterhin allein für das Product Backlog verantwortlich und priorisiert die Einträge so, dass der größte Nutzen für das Unternehmen entsteht. Obwohl mehrere Teams am selben Produkt arbeiten, bleibt der Product Owner eindeutig eine Einzelperson. Diese Konsistenz stellt sicher, dass Entscheidungen gebündelt und Konflikte vermieden werden. Gerade in skalierten Umgebungen ist der Product Owner gefordert, die verschiedenen Stakeholder-Wünsche zu koordinieren, strategische Ziele klar zu kommunizieren und den Überblick über Features und technische Schulden zu behalten.

Scrum Master

In LeSS betreut ein Scrum Master meist ein bis drei Teams. Seine Kernaufgabe bleibt die Förderung agiler Prinzipien, das Beseitigen von Hindernissen und die Unterstützung des Teams. Oft hilft der Scrum Master auch anderen Scrum Mastern sowie dem Product Owner, was in großen Organisationen besonders wertvoll ist. Wichtig ist dabei, dass der Scrum Master dem Team wirklich hilft, sich selbst zu organisieren, anstatt als Koordinator oder Manager zu agieren. Denn die Verantwortung für die Arbeit liegt nach wie vor beim Team selbst.

Teams

Die Teams sind cross-funktional und eigenverantwortlich. Sie arbeiten ohne die klassische Hierarchie und steuern große Teile des Entwicklungsprozesses selbst. Dabei trägt jedes Team gemeinsam Verantwortung für die Lieferergebnisse, weshalb Kommunikation und Offenheit eine zentrale Rolle einnehmen. In der Praxis bedeutet das, dass Entwickler, Tester, UX-Designer und weitere Experten in einem Team zusammenarbeiten. Da alle Teams am gemeinsamen Produkt arbeiten, ist ein ständiger Austausch zwischen den Teams unerlässlich.

Zusätzliche Rollen?

LeSS empfiehlt explizit, keine neuen Rollen einzuführen. Auch Projektmanager, klassische Linienvorgesetzte oder Koordinatoren sind im LeSS-Kontext nicht vorgesehen. Diese Klarheit hilft nicht nur Missverständnissen vorzubeugen, sondern erleichtert auch die Fokussierung auf das Wesentliche. Unternehmen, die LeSS einführen, müssen bestehende Strukturen prüfen, gegebenenfalls anpassen und Führungssysteme umdenken. Diese Veränderungen sind herausfordernd, ermöglichen aber erst die gewünschte Agilität auf Unternehmensebene.

LeSS Events: Synchronisation & Transparenz

Events sind im agilen Kontext essenziell, um Struktur und Lernzyklen sicherzustellen. LeSS übernimmt die bewährten Scrum-Events und erweitert sie um einige teamübergreifende Elemente:

1. Sprint Planning

Sprint Planning One

Alle Teams und der Product Owner starten gemeinsam und legen die Sprint-Ziele fest. Dadurch entstehen ein gemeinsames Verständnis und eine teamübergreifende Ausrichtung. Besonders wichtig ist die Abstimmung, damit Teams nicht an ähnlichen Themen arbeiten oder Abhängigkeiten übersehen.

Sprint Planning Two

Jedes Team plant anschließend eigenständig, welche Tasks wie umgesetzt werden. Hier beginnt die eigentliche Selbstorganisation. Die Teams stimmen sich auch untereinander ab, wenn Aufgaben verschiedene Teams gleichzeitig betreffen.

2. Daily Scrum

Jedes Team hält ein eigenes Daily Scrum ab. Gerade weil mehrere Teams involviert sind, ist eine disziplinierte und fokussierte Kommunikation entscheidend, damit alle auf dem aktuellen Stand bleiben. In der Praxis wird häufig ein kurzes, informelles „Overall Daily“ ergänzt, um Schnittstellen und Abhängigkeiten teamübergreifend schneller sichtbar zu machen.

3. Sprint Review

Das Sprint Review erfolgt möglichst teamübergreifend und integriert Stakeholder frühzeitig. So wird die Abstimmung transparent und alle Beteiligten sehen unmittelbar, wie das Produkt wächst. Es entsteht eine offene Feedback-Kultur, sodass gemeinsam nach Verbesserungsmöglichkeiten gesucht werden kann.

4. Sprint Retrospective

Teams reflektieren nicht nur einzeln, sondern auch gemeinsam übergreifend. Diese „Overall Retrospective“ fördert das Lernen voneinander und steigert die Effizienz über alle Teams hinweg. Die Ergebnisse werden genutzt, um Prozesse stetig zu verbessern und Veränderungen breit zu verankern.

5. Product Backlog Refinement

Das Refinement findet teamübergreifend statt. Dadurch wird eine konsistente Umsetzung der Produktvision gefördert und Verantwortlichkeiten werden klar geregelt. So entstehen keine Dopplungen und alle Teams erhalten das gleiche Verständnis über Scope, Akzeptanzkriterien und Abhängigkeiten.

Auf einen Blick – LeSS Events:

Tipps aus der Praxis für gelungene LeSS-Events

LeSS Prinzipien: Die Basis für nachhaltigen Erfolg

Frameworks leben von klaren Prinzipien, an denen sich Teams orientieren können. LeSS betont vor allem folgende Leitsätze:

1. Transparenz

Offene Kommunikation, geteiltes Wissen sowie einfache Informationsflüsse sind entscheidend. Probleme werden schnell sichtbar – nur so lassen sie sich zuverlässig lösen. Die Kunst liegt darin, frühzeitig Hindernisse zu adressieren und für alle Beteiligten nachvollziehbar zu dokumentieren.

2. Lean Thinking

Verschwendung wird aktiv vermieden. Teams suchen ständig nach Möglichkeiten, Abläufe zu optimieren, Prozesse zu vereinfachen und unnötige Arbeitsschritte zu eliminieren. LeSS fordert dazu auf, regelmäßig die eigenen Prozesse infrage zu stellen und radikal zu verschlanken.

3. Empirisches Arbeiten

Kurze Feedbackschleifen ermöglichen schnelle Lernerfolge und stellen sicher, dass das gelieferte Produkt nicht nur funktional, sondern auch wertvoll für Kunden ist. Durch die iterative Arbeitsweise kann das Team flexibel auf Veränderungen reagieren und gezielt auf echte Kundenbedürfnisse eingehen.

4. Systemisches Denken

Die gesamte Organisation wird als ein zusammenhängendes System betrachtet. Änderungen wirken sich immer auf das große Ganze aus, was in jedem Sprint erneut reflektiert wird. Nur wenn Teams die Gesamtperspektive einnehmen, können sie wirklich effektiv agieren und verhindern, dass lokale Optimierungen zu globalen Nachteilen führen.

5. Kontinuierliche Verbesserung

Durch regelmäßige Retrospektiven erkennen Teams und Stakeholder Verbesserungspotenziale frühzeitig und setzen diese konsequent um. LeSS fördert eine Lernkultur, in der Fehler als Möglichkeit zur Weiterentwicklung betrachtet werden.

Essenzielle LeSS-Prinzipien im Überblick:

Herausforderungen und Erfolgsfaktoren für LeSS

LeSS verspricht, Agilität auch in großen Strukturen pragmatisch umzusetzen. Allerdings bringt die Einführung Veränderungen mit sich, die bewusst gestaltet werden müssen. Je komplexer eine Organisation ist, desto stärker werden alte Strukturen und gewohnte Prozesse hinterfragt.

Herausforderungen bei der Einführung von LeSS

Erfolgsfaktoren für nachhaltigen Nutzen

Fazit LeSS Rollen, Events und Prinzipien: Warum LeSS mehr ist als „Scrum für viele“

LeSS bietet eine klare, leichtgewichtige Struktur, die agiles Arbeiten in großen Unternehmen auf ein neues Level hebt. Wer das Framework erfolgreich einsetzt, schafft Transparenz, fördert die teamübergreifende Zusammenarbeit und sorgt für kontinuierliche Verbesserung. Damit werden nicht nur schneller auf Marktveränderungen reagiert, sondern auch Innovationen nachhaltig gefördert. Letztlich überzeugt LeSS durch einfache Prinzipien, die konsequent angewendet erstaunlich viel Wirkung zeigen.

LeSS fordert Mut zur Veränderung. Wer sich auf diesen Weg einlässt, wird mit einer agilen Organisation belohnt, deren Teams eigenverantwortlich handeln, produktiv zusammenarbeiten und kontinuierlich lernen. In einer Welt, in der Veränderung die einzige Konstante ist, setzen Unternehmen mit LeSS auf nachhaltigen Erfolg – und profitieren langfristig von einer starken Wettbewerbsfähigkeit.

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