Rollen im SAFe Framework – Das Scaled Agile Framework (SAFe) gehört zu den bedeutendsten Ansätzen, um agile Methoden erfolgreich auf große Unternehmen und komplexe Entwicklungsprozesse zu übertragen. Nicht nur die Struktur, sondern vor allem die klar definierten Rollen bilden dabei das Rückgrat des Frameworks. Wer die Rollen im SAFe Framework kennt und versteht, schafft die Grundlage für einen effizienten, koordinierten und nachhaltigen Transformationsprozess. Doch wie unterscheiden sich die Rollen voneinander und wie greifen sie ineinander? In diesem Blogartikel werfen wir einen fundierten Blick auf die wichtigsten Rollen im SAFe Framework.

Die Bedeutung von Rollen im SAFe Framework
In traditionellen Organisationen gibt es etablierte Hierarchien, während in agilen Umgebungen Verantwortung stärker verteilt und dynamischer wahrgenommen wird. Gerade bei der Skalierung von Agile auf Unternehmensebene ist deshalb die präzise Definition von Rollen ein entscheidender Erfolgsfaktor. Einerseits sorgt das für klare Verantwortlichkeiten, andererseits verhindert es typische Reibungsverluste und Missverständnisse in großen Teams. Dadurch entsteht ein Arbeitsumfeld, das Innovation und kontinuierliche Verbesserung fördert.
Die Ebenen im SAFe Framework und ihre Implikationen für Rollen
SAFe differenziert zwischen verschiedenen Ebenen: Team, Programm (Agile Release Train), Large Solution und Portfolio. Je nach Ebene ändern sich die Anforderungen, Verantwortlichkeiten und Schwerpunkte der jeweiligen Rollen. Deshalb lohnt es sich, die wichtigsten Rollen im Detail zu betrachten.
1. Agile Team und seine Schlüsselrollen
Agile Teams bilden die Basis jeder Wertschöpfung im SAFe Framework. Sie sind interdisziplinär aufgestellt und vereinen unterschiedliche Skills, sodass sie User Stories eigenständig umsetzen können.
Die wichtigsten Rollen im Agile Team:
- Scrum Master: Diese Rolle dient als Servant Leader, der das Team coacht, dabei hilft, Hindernisse zu beseitigen und den Scrum-Prozess etabliert. Der Scrum Master ist jedoch nicht der Vorgesetzte, sondern vielmehr Enabler und Vermittler für die Teammitglieder. Häufig arbeitet er eng mit anderen Scrum Mastern zusammen, um Best Practices auszutauschen und teamübergreifende Herausforderungen frühzeitig zu erkennen.
- Product Owner: Er trägt die Verantwortung für das Product Backlog. Im Austausch mit Stakeholdern priorisiert er die Anforderungen und stellt sicher, dass das Entwicklungsteam stets an den wichtigsten Aufgaben arbeitet. Dabei achtet er darauf, dass die langfristige Vision nicht aus dem Blick gerät, während das Team kurzfristige Ziele anstrebt.
- Entwicklungsteam: Hier versammeln sich alle fachlichen Expertisen, die notwendig sind, um ein inkrementelles Produkt zu liefern. Die Zusammenarbeit im Team basiert auf Transparenz und dem Streben nach kontinuierlicher Verbesserung. Regelmäßige Refinements, Retrospektiven und gegenseitige Unterstützung tragen wesentlich zum Teamerfolg bei.
Obwohl jede dieser Rollen unterschiedliche Schwerpunkte hat, funktioniert das Team nur dann optimal, wenn eine enge Kollaboration und ein gemeinsames Zielverständnis vorherrschen. Insbesondere spielt die offene Kommunikation eine zentrale Rolle, weil so Missverständnisse und Verzögerungen vermieden werden.
2. Rollen auf Programmebene: Der Agile Release Train (ART)
Der Agile Release Train (ART) repräsentiert ein Team von agilen Teams, das gemeinsam Wert liefert. Die Koordination auf dieser Ebene ist deutlich anspruchsvoller, was sich auch in den spezifischen Rollen widerspiegelt.
Zentrale Rollen innerhalb des ART:
- Release Train Engineer (RTE): Die RTE ist das Pendant zum Scrum Master auf Programmebene, doch die Verantwortung ist wesentlich breiter gefasst. Der RTE fördert die ART-Effizienz, moderiert PI-Plannings, synchronisiert Abhängigkeiten zwischen Teams und ist treibende Kraft für kontinuierliche Verbesserung über alle Teams hinweg. Er sorgt dafür, dass alle Teams innerhalb des ART auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten, und adressiert Barrieren, die auf Programmebene auftreten.
- Product Management: Dieses Gremium ist für die Definition der Features, Priorisierung des Program Backlogs und die Schnittstelle zu Stakeholdern zuständig. Während der Product Owner sich auf einzelne Teams konzentriert, denkt das Product Management programmweit und sorgt für marktgerechte und strategische Ausrichtung. Es arbeitet eng mit Business Ownern und Solution Architects zusammen, um sicherzustellen, dass geschäftliche Anforderungen leistungsstark und praxisnah umgesetzt werden.
- System Architect/Engineer: Er definiert die technische und architektonische Vision auf ART-Ebene. Währenddessen hilft er, technische Schulden zu identifizieren und frühzeitig gegenzusteuern, damit das Produkt langfristig wartbar bleibt. Darüber hinaus gestaltet er verbindliche Standards und fördert den Wissensaustausch zwischen den Teams.
- Business Owner: Als Vertreter der Geschäftsinteressen geben sie den Teams Feedback und treffen strategische Entscheidungen, die den Geschäftserfolg sichern. Sie übernehmen die entscheidende Rolle in der Abnahme von Features und sind maßgeblich daran beteiligt, die Unternehmensstrategie mit der Produktentwicklung zu verzahnen.
Gerade auf Programmebene ist ein effizientes Zusammenspiel der Rollen essenziell, um komplexe Vorhaben ohne Reibungsverluste und unnötige Verzögerungen umzusetzen. Deshalb finden regelmäßig Program Increment (PI) Plannings und Synchronisationsmeetings statt, damit alle Beteiligten stets den Überblick behalten.
3. Rollen auf Large Solution-Ebene
In großen Organisationen, in denen mehrere ARTs auf gemeinsame Ziele hinarbeiten, wird die Large Solution-Ebene relevant. Hier braucht es klare, koordinierende Rollen, weil die Komplexität der Abstimmung massiv steigt.
Bedeutende Rollen auf der Large Solution-Ebene:
- Solution Train Engineer (STE): Der STE koordiniert mehrere ARTs und hilft, übergreifende Hindernisse zu beseitigen. Er organisiert Solution PI-Plannings und begleitet die Umsetzung bereichsübergreifender Abhängigkeiten.
- Solution Management: Die Hauptaufgabe liegt darin, Anforderungen und Features aus den Geschäftsbereichen sowie von Kunden aufzunehmen, zu bewerten und programmübergreifend in Epics und Capabilities umzusetzen.
- Solution Architect/Engineer: Sie verantworten die architektonische Gesamtausrichtung und stellen sicher, dass alle Systemelemente nahtlos ineinandergreifen.
4. Rollen auf Portfolioebene
Auf Portfolioebene richtet SAFe die strategische Steuerung aus. Dort werden Investitionen, Wertströme und deren übergreifende Governance definiert.
Wichtige Rollen im Portfolio-Kontext:
- Lean Portfolio Management (LPM): Dieses Team ist für die gesamte Portfolio-Steuerung und Budgetierung zuständig. Es entscheidet, welche Initiativen gestartet werden und wie Budgets zwischen den Wertströmen verteilt werden. Darüber hinaus überwacht das LPM die Erreichung strategischer Ziele und legt die Guiding Principles fest, nach denen Wertströme priorisiert werden.
- Epic Owner: Epic Owner sind für große unternehmensweite Initiativen (Epics) verantwortlich. Von der Idee über den Business Case bis zur konkreten Umsetzung steuern sie den gesamten Lebenszyklus eines Epics. Sie agieren als übergreifende Koordinatoren, die bereichsübergreifend arbeiten und Stakeholder zusammenbringen.
- Enterprise Architect: Er definiert die langfristige technologische Ausrichtung auf Portfolioebene und sorgt dafür, dass Architektur-Prinzipien stets eingehalten werden. Gleichzeitig unterstützt er dabei, Innovation zu fördern und technologische Schulden durch fundierte Entscheidungen zu minimieren.
Durch diese klaren Verantwortlichkeiten behalten Unternehmen auch auf höchster Ebene den strategischen Überblick, ohne dabei die Agilität der Teams zu gefährden.
Kompetenzentwicklung und Rollenverständnis
Erfolgreiche SAFe-Implementierungen erfordern nicht nur das Wissen um die einzelnen Rollen, sondern auch gezielte Maßnahmen zur Weiterentwicklung und zum Rollenverständnis aller Beteiligten. Mitarbeitende müssen sowohl die Erwartungen an ihre Rolle als auch die gegenseitigen Abhängigkeiten verstehen. Viele Unternehmen etablieren deshalb regelmäßige Trainings und Coachings. Zusätzlich fördern Communities of Practice (CoPs) den Erfahrungsaustausch über Teams und ARTs hinweg und tragen so zur Entwicklung einer lebendigen Lernkultur bei.
Herausforderungen bei der Rollenimplementierung
Obwohl Rollenbeschreibungen im SAFe-Framework sehr klar sind, kommt es in der Praxis häufig zu Überschneidungen und Unklarheiten, vor allem wenn Unternehmen zum ersten Mal skalieren. Es kann beispielsweise passieren, dass Product Owner und Product Manager unklare Abgrenzungen erleben oder Business Owner und Lean Portfolio Management ähnliche Schwerpunkte setzen. Deshalb ist es entscheidend, regelmäßige Reflexionen einzubauen und die Rollenverteilung immer wieder auf die tatsächlichen Bedürfnisse und Strukturen anzupassen. Nur so lässt sich sicherstellen, dass die Rollen auch ihren Mehrwert entfalten.
Praktische Tipps für die Umsetzung
- Klare Kommunikation: Definieren Sie die Verantwortlichkeiten jeder Rolle präzise und dokumentieren Sie sie sichtbar für alle.
- Schulungen und Workshops: Bieten Sie gezielte Weiterbildungen an, um das Rollenverständnis nachhaltig zu stärken.
- Feedback-Kultur etablieren: Fördern Sie einen offenen Austausch über Rollenerwartungen und Zusammenarbeit.
- Flexibilität bewahren: Bleiben Sie offen für Anpassungen, falls sich in der Praxis Überschneidungen oder Lücken zeigen.
Fazit Rollen im SAFe Framework
Rollen im SAFe Framework sind weit mehr als bloße Titel: Sie strukturieren Zusammenarbeit auf allen Ebenen, fördern Transparenz und schaffen die Basis für effizientes, zielgerichtetes Arbeiten. Wer sich frühzeitig mit den einzelnen Rollen auseinandersetzt und diese konsequent lebt, legt das Fundament für eine erfolgreiche agile Transformation. Besonders in komplexen Umgebungen ermöglicht ein klar definiertes Rollenverständnis, dass Unternehmen flexibel, innovativ und wettbewerbsfähig bleiben. Wer die agilen Prinzipien im Alltag mit Leben füllt, fördert nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeitenden, sondern auch den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens. Letztlich ist es genau diese Haltung, die SAFe so wirkungsvoll macht: Transparenz, Verantwortung und Zusammenarbeit – von der Team- bis zur Portfolioebene.