BPMN Event-Typen – Geschäftsprozesse prägen maßgeblich die Wettbewerbsfähigkeit moderner Unternehmen. Je komplexer ein Prozess, desto wichtiger ist eine transparente und standardisierte Modellierung. Die Business Process Model and Notation (BPMN) hat sich dabei als De-facto-Standard etabliert – und bietet eine Sprache, die technische Experten und Fachabteilungen gleichermaßen verstehen. Im Zentrum der BPMN-Modellierung stehen die Events, denn sie lenken den Fluss, definieren Auslöser, Zwischenstopps und Abschlüsse. Doch welche Event-Typen gibt es? Wie funktionieren sie, und wie lassen sich diese professionell im Prozessdesign einsetzen?
In diesem umfassenden Leitfaden erfahren Sie alles, was Sie über BPMN Event-Typen wissen müssen – inklusive Praxisbeispiele, Tipps und vertiefenden Hinweisen aus der jahrelangen Projekterfahrung.
Was sind Events in BPMN?
Events sind definierende Momente im Ablauf eines Prozesses. Sie markieren den Start, kennzeichnen Zwischenereignisse und beschließen mit Endereignissen den Workflow. Während Aktivitäten das „Was“ im Prozess beschreiben, steuern Events das „Wann“ und oft auch das „Warum“. Gerade in wechselhaften Umgebungen sorgen sie dafür, dass Abläufe flexibel und dennoch beherrschbar bleiben.
Events sind stets als Kreise dargestellt. Mittels verschiedener Symbole im Kreisinneren und unterschiedlicher Linienstärken werden Typ, Auslöser und Wirkung exakt gekennzeichnet.
Die drei Hauptkategorien von BPMN Events
1. Start Events – Das Signal für den Prozessbeginn
Start Events markieren den Punkt, an dem ein Prozess oder Subprozess ins Leben gerufen wird. Sie bestimmen nicht nur, wann ein Ablauf beginnt, sondern oft auch, warum und durch was. Das Verschmelzen von logischer Struktur und tatsächlichem Auslöser ist entscheidend, um Prozesse nachvollziehbar zu halten.
Gängige Start Event-Typen:
- None Start Event: Der Einstieg erfolgt manuell oder ohne besondere Bedingung.
- Message Start Event: Die Ankunft einer Nachricht (z. B. E-Mail, Bestellung) startet den Prozess.
- Timer Start Event: Ein fixer Zeitpunkt oder eine Zyklusdefinition (Tagesbeginn, Monats-Schlusslauf) gibt den Prozessstart vor.
- Conditional Start Event: Eine bestimmte Bedingung im System ist erfüllt, deshalb läuft der Prozess an.
- Signal Start Event: Ein global ausgesendetes Signal (beispielsweise System-Update) wirkt auslösend.
- Error Start Event: Hauptsächlich in Unterprozessen; Start als Folge eines aufgetretenen Fehlers.
Ohne Start Event kann ein BPMN-Prozess nicht abgebildet werden. Deshalb sollte der Startpunkt stets explizit gewählt werden, weil dies die spätere Wartung und Erweiterung vereinfacht.
2. Intermediate Events – Steuerung und Dynamik zwischen Anfang und Ende
Zwischenereignisse können als Taktgeber, Sperren oder Weichen fungieren. Sie stellen sicher, dass Prozesse nicht linear, sondern adaptiv ablaufen. Insbesondere in umfangreichen Workflows steigt deren Bedeutung erheblich.
Die wichtigsten Intermediate Event-Typen:
- Message Intermediate Event: Hier wartet der Prozess auf eine Nachricht oder sendet eine aus.
- Timer Intermediate Event: Verzögerungen, Pausen oder genaue Zeitpunkte werden abgebildet.
- Error Intermediate Event: Fehlerbehandlung während des Prozesses (etwa bei fehlerhaften Daten).
- Escalation Intermediate Event: Reaktionen, wenn irgendetwas länger dauert als zulässig oder andere definierte Probleme auftreten.
- Link Intermediate Event: Verknüpfungen innerhalb großer Prozessmodelle zur besseren Übersicht.
- Compensation Intermediate Event: Rückabwicklungen, beispielsweise bei fehlerhafter Buchung.
- Signal Intermediate Event: Empfang und/oder Aussendung globaler Events.
- Conditional Intermediate Event: Aktive Überwachung und Reaktion auf Bedingungseintritte.
- Cancel Intermediate Event: Wird in Transaktionen genutzt, um Aktivitäten abzubrechen.
Tipp: Setzen Sie Intermediate Events gezielt und nicht inflationär ein. Nur so behalten Prozessmodelle Übersicht und Wartbarkeit.
3. End Events – Abschluss und Auswirkungen im Prozess
End Events beschließen den Ablauf eines Prozesses. Da das Prozess-Token den Fluss verlässt, werden hierauf oft zusätzliche Aktionen ausgelöst – etwa Benachrichtigungen, Fehlerbehandlung oder die Eskalation an übergeordnete Instanzen.
Typische End Event-Typen:
- None End Event: Einfaches, stilles Prozessende ohne weiteren Effekt.
- Message End Event: Abschluss benachrichtigt eine andere Partei oder Systemkomponente.
- Error End Event: Meldung eines Fehlers an übergeordnete Instanzen; Prozessabbruch.
- Escalation End Event: Weitergabe unangenehmer Situationen oder Probleme zur Lösung.
- Signal End Event: Sendet ein Signal in die Prozesslandschaft.
- Terminate End Event: Stoppt alle laufenden Aktivitäten und beendete den Gesamtprozess abrupt.
End Events müssen bewusst platziert werden, da sie bestimmen, was ein Prozess im Abschluss tatsächlich bewirkt und wie Folgeprozesse anstoßen werden.
Tabellarische Übersicht: BPMN-Event-Typen im Vergleich
| Event-Typ | Verwendung | BPMN-Symbol |
|---|---|---|
| None Start Event | Manuelle, unbedingte Prozessauslösung | Kreis mit dünnem Rand |
| Message Start/Intermediate/End | Austausch von Nachrichten (Start, Zwischen, Ende) | Briefsymbol im Kreis |
| Timer Start/Intermediate | Zeit- oder Friststeuerung | Uhrsymbol im Kreis |
| Error Intermediate/End | Fehlerbehandlung | Blitzsymbol im Kreis (dick für End) |
| Escalation Intermediate/End | Eskalationsmanagement | Pfeilsymbol im Kreis |
| Signal Start/Intermediate/End | Prozesse über Signal verbinden | Radiosendesymbol im Kreis |
| Conditional Start/Intermediate | Bedingungsabhängige Ereignisse | Rauten-Symbol im Kreis |
| Link Intermediate | Verbindung von Prozessmodellen | Pfeile im Kreis |
| Compensate Intermediate | Nachbearbeitung, Rückabwicklung | Ausgewogenes Waagensymbol |
| Cancel Intermediate | Abbruch in Transaktionen | X im Kreis |
| Terminate End | Sofortige Beendigung aller Aktivitäten | Kreis mit ausgefülltem Mittelpunkt |
Praxisbeispiele: Wie Events die BPMN-Modellierung verbessern
Stellen Sie sich einen typischen Bestellprozess vor. Bereits beim Start-Event gibt es verschiedene Möglichkeiten: Der Prozess könnte durch eine manuelle Eingabe im ERP-System (None Start Event) oder automatisch per E-Mail (Message Start Event) ausgelöst werden. Während des Prozesses könnten Timer-Events Fristen steuern („Warte 5 Werktage auf Zahlungseingang“) oder Error Events Rückfragen im Fall fehlerhafter Lieferadressen auslösen.
Am Prozessende stehen meist verschiedene Abhängepunkte: Die Bestellung wurde erfolgreich abgeschlossen (None End Event), ein Fehler ist aufgetreten (Error End Event) oder eine Information wird an ein Lagerverwaltungssystem geschickt (Message End Event).
Nicht selten müssen Unternehmen ihre Prozesse auf wechselnde Anforderungen anpassen. Insbesondere Intermediate Events sorgen dafür, dass Prozesse agil bleiben und gezielt auf Ereignisse reagieren können, sodass selbst im Störungsfall handlungsfähige Abläufe erhalten bleiben.
Tipps für die Modellierungs-Praxis
- Klarheit durch Reduktion: Verwenden Sie pro Prozessfluss nur die nötigsten Events. Zu viele Zwischenereignisse erschweren nicht nur die Wartung, sondern auch die Verständlichkeit des Modells.
- Konsistenz in der Notation: Bleiben Sie einer Struktur treu, damit jeder Modellnutzer Prozesse sofort nachvollziehen kann.
- Detaillierte Dokumentation: Ergänzen Sie Events stets um verständliche Beschreibungen direkt im Modell, damit auch neue Kollegen schnell einsteigen können.
- Simulation: Testen Sie Prozesse mit den üblichen BPMN-Tools – viele Fehler finden sich erst im Praxistest.
- Kontinuierliche Verbesserung: Überprüfen Sie Ihre Prozesse regelmäßig und passen Sie Event-Typen an, wenn sich Abläufe oder Bedingungen ändern.
Zusammenfassung & Ausblick
BPMN-Events sind das Rückgrat detailgenauer Prozessmodellierung. Wer die verschiedenen Event-Typen und deren Einsatz kennt, meistert Modellierungsaufgaben nachhaltig und transparent. Besonders in komplexen Szenarien ermöglichen Events den gezielten Umgang mit Unterbrechungen, Bedingungen, Zeitsteuerungen sowie Kommunikationspunkten und Fehlerfällen.
Setzen Sie deshalb Events nicht nur formell, sondern als strukturgebendes Element in Ihren Geschäftsprozessmodellen ein. Wenn Sie sich die Zeit nehmen, die Funktionsweisen und Besonderheiten der einzelnen Event-Typen zu durchdringen, werden Ihre BPMN-Diagramme nicht nur verständlicher, sondern auch robuster, flexibler und zukunftssicherer.