Hoshin Kanri – Rollen & Verantwortlichkeiten – Hoshin Kanri, auch als Policy Deployment oder „Kompassnadel-Management“ bekannt, ist eine bewährte Methode zur strategieorientierten Unternehmensführung. Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ambitionierte Ziele nicht nur zu setzen, sondern sie strukturiert und durchgängig in alle Ebenen zu übertragen. Hier setzt Hoshin Kanri an – das System sorgt dadurch nicht nur für eine präzise Zielausrichtung, sondern fördert nachhaltige Verantwortung und durchgängige Kommunikation zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden.
Doch damit die Methode in der Praxis Wirkung entfalten kann, ist eine saubere Rollen- und Verantwortlichkeitsklärung unverzichtbar. Wer sich eingehender mit dem Thema auseinandersetzt, erkennt schnell, welchen entscheidenden Einfluss die gezielte Rollenverteilung auf Motivation, Zielerreichung und Unternehmenserfolg hat.
Was ist Hoshin Kanri überhaupt?
Hoshin Kanri ist mehr als eine klassische Strategieplanung – es ist ein iterativer Prozess, der Unternehmensziele mithilfe eines systematischen Top-down- und Bottom-up-Ansatzes von der Vision bis zur täglichen Arbeitsebene herunterbricht. Während das Top-Management die Stoßrichtung vorgibt, sorgt der sogenannte Catchball-Prozess dafür, dass die Zielvorgaben mit sämtlichen Ebenen „gespielt“ und abgestimmt werden. Dadurch fließen wichtige Ideen und Rückmeldungen aus den Teams zurück ins Management, sodass Ziele passgenauer formuliert und umgesetzt werden können.
Zielsetzung, Planung und Umsetzung werden im Hoshin Kanri eng miteinander verknüpft:
- Langfristige strategische Ziele werden auf jährliche Hoshins (Fokusziele) heruntergebrochen.
- Maßnahmen und KPIs werden auf jeder Ebene abgeleitet und konkretisiert.
- Erfolge und Herausforderungen werden regelmäßig überprüft, kommuniziert und falls nötig iterativ angepasst (PDCA-Zyklus).
Die tragenden Rollen im Hoshin Kanri Prozess
Damit Hoshin Kanri funktioniert, braucht es ein exaktes Verständnis, welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten die jeweiligen Ebenen innehaben. Nur wenn alle Personen ihre Rolle kennen und leben, erreicht die Strategie die gewünschte Durchschlagskraft.
1. Geschäftsführung & Vorstand: Impulsgeber und Steuermann
Die oberste Führungsebene ist für die Gestaltung der strategischen Ausrichtung verantwortlich. Sie definiert die Vision, die Mission sowie die Durchbruchsziele (Breakthrough Objectives) und sorgt für die nötigen Ressourcen. Darüber hinaus setzt sie die Leitplanken für die Unternehmenskultur und gibt auch während der Umsetzung wichtige Impulse.
Zentrale Aufgaben der Geschäftsführung:
- Entwicklung, Kommunikation und Priorisierung der Unternehmensstrategie
- Auswahl der unternehmensweiten Hoshins (Fokusziele)
- Sicherstellung von Ressourcen, Zeit und Budgets
- Kontrolle der Zielerreichung im jährlichen PDCA-Zyklus
- Förderung einer offenen Kommunikations- und Fehlerkultur über alle Hierarchieebenen hinweg
Ein ständiger Dialog mit allen Ebenen verhindert, dass die Unternehmensziele zum Papiertiger werden und stärkt die Bindung an den gemeinsam eingeschlagenen Kurs.
2. Mittleres Management: Brücke zwischen Strategie und Alltag
Das mittlere Management übernimmt im Hoshin Kanri eine Schlüsselrolle als Übersetzer und Vermittler. Es bricht die strategischen Ziele in abteilungsspezifische Maßnahmen herunter und stimmt sich dabei eng mit Teams und operativen Einheiten ab.
Zu den Kernaufgaben zählen:
- Interpretation und Konretisierung der Unternehmensziele für den eigenen Bereich
- Strukturierung und Priorisierung der abgeleiteten Projekte sowie Maßnahmen
- Förderung des fachübergreifenden Austauschs und Wissenstransfers
- Unterstützung des Change Managements und Moderation zwischen Management und Mitarbeitenden
- Regelmäßiges Fortschritts-Reporting und Identifikation von Hindernissen oder Engpässen
Nur wenn dieses Bindeglied aktiv beide Seiten miteinander verknüpft, kann der „rote Faden“ der Strategie im Alltag lebendig werden.
3. Teamleiter & Abteilungsleiter: Enabler auf der operativen Ebene
Teamleiter und Abteilungsleiter sind direkte Ansprechpartner und Coaches für ihre Teams. Sie verantworten vor allem die konkrete Einführung und Einhaltung der geplanten Maßnahmen im Tagesgeschäft. Ihre Nähe zu den Mitarbeitenden ist entscheidend, denn sie erkennen schnell, wo es im Prozess Schwierigkeiten gibt und wie Lösungen gemeinsam erarbeitet werden können.
Wesentliche Verantwortlichkeiten:
- Umsetzung und Steuerung der vorgegebenen Maßnahmen und KPIs im eigenen Bereich
- Motivation der Mitarbeitenden und Förderung von Eigenverantwortung
- Identifikation und Eskalation von Problemen nach dem Pull-Prinzip
- Überwachung des Fortschrittsmit Hilfe von Visualisierungen und kurzen Feedbackschleifen
- Unterstützung und Begleitung von Verbesserungsprozessen, zum Beispiel über KVP-Methoden (Kontinuierlicher Verbesserungsprozess)
Mit einem aktiven Führungsverständnis animieren Teamleiter ihre Teams dazu, Verbesserungspotenziale eigenständig zu entdecken und zum Erfolg des Ganzen beizutragen.
4. Mitarbeitende: Gestalter und Treiber der Umsetzung
Die eigentliche Umsetzung der Strategie findet auf Mitarbeitendenebene statt. Sie sind es, die operative Maßnahmen im Tagesgeschäft zum Leben erwecken, Ideen in den Verbesserungsprozess einspeisen und durch kontinuierliches Feedback entscheidenden Input für die Strategieumsetzung liefern.
Ihre Aufgaben im Hoshin Kanri sind:
- Umsetzung und Dokumentation der übertragenen Maßnahmen und Aufgaben
- Proaktives Einbringen von Verbesserungsvorschlägen und Best Practices
- Kommunizieren von Erfolgen, Problemen und Lernmomenten an die Führungskräfte
- Teilnahme an Feedback-Runden und kontinuierlichen Verbesserungsinitiativen
Nicht selten sind es gerade die Mitarbeitenden, die durch ihre Erfahrung am „Ort des Geschehens“ entscheidende Impulse für die Unternehmensentwicklung geben. Deshalb ist ihre Einbindung eine der größten Stärken von Hoshin Kanri.
Aufgabenteilung & Schnittstellen klar regeln
Die klare Zuweisung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten ist die Voraussetzung für eine gelungene Strategieumsetzung. Regelmäßige Abstimmungen zwischen den Ebenen sowie transparente Prozesse, oft unterstützt durch visuelle Steuerung mittels Hoshin-Matrizen oder Ziel-Entfaltungsdiagrammen, verhindern Missverständnisse und Doppelarbeiten. Gerade das bewährte Catchball-Prinzip – also das gegenseitige „Zuspielen“ und Feinjustieren von Maßnahmen – hat sich bewährt, um einen echten Dialog zwischen Top-Management und operativen Teams zu erreichen.
Best Practices für nachhaltige Verantwortungsübernahme
Selbst das beste Managementsystem entfaltet seine Wirkung nur, wenn Führungs- und Unternehmenskultur stimmen. Ein gelebtes Hoshin Kanri profitiert davon, dass Fehler nicht als Scheitern, sondern als Chance für Verbesserungen angesehen werden. Außerdem ist es essenziell, Erfolge sichtbar zu machen und Mitarbeitende zu befähigen, aktiv am Kurs des Unternehmens mitzuwirken.
Achten Sie deshalb besonders auf die folgenden Aspekte:
- Klare und glaubwürdige Kommunikation: Von Beginn an sollten alle Betroffenen und Beteiligten transparent in den Prozess eingebunden werden.
- Messbare und überprüfbare Ziele: Nur wenn Ziele auch klar quantifiziert sind, lässt sich der Beitrag jeder Ebene eindeutig bemessen.
- Regelmäßiger Dialog und Feedback: Dieser erlaubt, Abweichungen rechtzeitig zu erkennen und geeignete Maßnahmen zeitnah anzustoßen.
- Verbindlichkeit auf allen Ebenen: Jeder trägt aktiv zum Erfolg des Gesamtprozesses bei und ist für seine Verantwortungsbereiche rechenschaftspflichtig.
- Fortlaufende Qualifizierung: Führungskräfte und Mitarbeitende werden kontinuierlich geschult und weiterentwickelt, um die neuen Anforderungen souverän zu meistern.
Fazit Hoshin Kanri – Rollen & Verantwortlichkeiten: Hoshin Kanri ist Management mit System und Herz
Hoshin Kanri entfaltet seine volle Kraft, wenn Strategie nicht im Vorstandsbüro endet, sondern in jedem Team und bei jedem Mitarbeitenden ankommt. Klare Rollen, transparente Verantwortlichkeiten sowie eine starke Feedbackkultur sind die Grundpfeiler für eine erfolgreiche, lebendige Strategieumsetzung. Unternehmen, die Hoshin Kanri aktiv und konsequent leben, schaffen nicht nur bessere Resultate – sie fördern auch Engagement, Identifikation und langfristige Mitarbeiterbindung.
Es lohnt sich daher, den eigenen Hoshin Kanri-Prozess regelmäßig auf Klarheit und Wirksamkeit der Rollenverteilung zu überprüfen. So stellen Sie sicher, dass nicht nur Ziele gesetzt, sondern auch nachhaltig erreicht werden – gemeinsam, effizient und mit Freude am Erfolg.